Das Wissen ist zu einem der wichtigsten Produktionsfaktoren geworden. Auch in kultureller, sozialer und technischer Hinsicht bestimmt es die Art und Weise, wie wir leben und wirtschaften. Der Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft gilt inzwischen als vollzogen. Und in Politik und Wissenschaft wird vermehrt die Frage gestellt, was dies für die Entwicklung von Städten und Regionen bedeutet. Unbestritten ist, dass große Städte, insbesondere die international vernetzten Metropolen, zu den Gewinnern zählen. Für den ländlichen Raum befürchten viele Wissenschaftler und Politiker hingegen Prozesse der Peripherisierung, des „Abgehängtwerdens“.
Um Abwärtstrends in ländlichen Regionen entgegenzuwirken, muss die Raumpolitik neue Strategien entwickeln und umsetzen. Wichtige Grundlagen hierfür liefert nun ein Artikel in der Fachzeitschrift Raumforschung und Raumordnung, den KCW-Berater Axel Stein gemeinsam mit Peter Dehne (Professor für Planungsrecht/Baurecht an der Hochschule Neubrandenburg) und Hans Joachim Kujath (Honorarprofessor am Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin) verfasst hat.
Der Text ist Ausfluss einer langjährigen Zusammenarbeit der drei Autoren, unter anderem in der Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Er enthält zum einen theoretische Überlegungen, die helfen, räumliche Entwicklungsprozesse in der Wissensgesellschaft zu verstehen; zum anderen liefert er Anschauungsbeispiele, die zeigen, dass sich in vielen (wenn auch nicht in allen) Regionen neuartige wissensgesellschaftlich geprägte Lebenskulturen und Strategien entfalten. Dazu zählen lokale Initiativen zugunsten von Schulen als soziale Kristallisationskerne, regionales Hochschulengagement und Unternehmen als lokale „hidden champions“. Die Daseinsvorsorge profitiert von Modellen der delegativen Versorgung („Schwester Agnes“) und Telemedizin sowie von Gemeindezentren, die an bestimmten Tagen als Arztpraxis dienen, an anderen als Lebensmittelgeschäft oder Friseursalon.
Letztlich empfehlen die Autoren, gerade in ländlichen Regionen eine lokal „mitnehmende“ Basisstrategie mit einer Profilierungsstrategie, die überregional Anschluss herstellt, zu verknüpfen. Übertragen auf das Handlungsfeld öffentlicher Mobilität stützen sie damit jene Konzepte, die auf zügige überregionale Verbindungen und eine gelungene Verknüpfung mit lokalen Angeboten abzielen.