Umweltfreundliche Züge für den Norden
In Schleswig-Holstein schreitet die klimafreundliche Erneuerung der SPNV-Flotte mit großen Schritten voran. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Hersteller gefunden, der innovative Triebzüge für den Norden baut. Seit Anfang April steht nun auch fest, wer die neuen Fahrzeuge finanzieren wird – und auch ein Betreiber für die sogenannte Transferflotte wurde ausgewählt. Die innovativen Fahrzeuge werden ab Dezember 2022 auf dem Netz Ost und ab Dezember 2023 auf dem Netz Nord unterwegs sein.
KCW hat den intensiven Vergabeprozess inhaltlich und organisatorisch unterstützt. „Wir freuen uns mit und für die NAH.SH und die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein, dass nun ein wesentlicher Teil des Ausschreibungsprozesses abgeschlossen ist“, so Henning Tegner, der Geschäftsführer von KCW.
Vier Verfahren, viele Herausforderungen
Das Vorhaben ist innovativ – und komplex: auf den nicht-elektrischen Strecken zwischen Nord- und Ostsee sollen – ganz im Sinne der Verkehrswende – keine Dieselzüge mehr fahren, sondern emissionsarme, innovative Fahrzeuge. Dafür braucht man einen Hersteller, einen Finanzier und einen Betreiber. Und damit der Übergang von Dieseltechnik zum elektrischen Antrieb gelingt, gibt es zudem die sogenannte Transferflotte.
Insgesamt vier wettbewerbliche Vergabeverfahren waren vorgesehen, drei davon sind nun abgeschlossen.
Wer liefert die innovativen Fahrzeuge?
Im ersten Verfahren wählte die NAH.SH das Unternehmen aus, das die 55 Triebfahrzeuge herstellt und sie während des Nutzungszeitraums von 30 Jahren wartet. Dazu galt es, die für die neuartige Technologie nötige Ladeinfrastruktur aufzubauen. Das Auswahlverfahren für die innovativen Fahrzeuge war bewusst technologieoffen gehalten. Überzeugen konnte am Ende der fast dreijährigen Verfahrenszeit Stadler Pankow mit batteriebetriebenen Züge vom Typ „FLIRT Akku“.
Innovative Technik braucht eine gute Finanzierung …
Die beste Finanzierung für die Akkutriebzüge wurde im zweiten, nunmehr gerade abgeschlossenen, Vergabeverfahren gesucht. Den Zuschlag erhielt die Paribus Holding aus Hamburg. Sie wird die neuen Fahrzeuge kaufen, die technische Betreuung während der Herstellung und Wartung der Fahrzeuge übernehmen und die Fahrzeuge an den künftigen Betreiber der Eisenbahnlinien vermieten. Die günstige Finanzierung wird durch die vom Land gestellte Kapitaldienstgarantie abgesichert.
KCW hat dieses Verfahren umfangreich begleitet, als Kontaktstelle für die Bieter fungiert und war bei allen Vertragswerken und Verhandlungen intensiv eingebunden. Teilprojektleiter Simon Brinkrolf resümiert: „Das Vergabeverfahren lag an der spannenden Schnittstelle von Finanzierungsdienstleistungen und Eisenbahnwelt.“
... und eine Rückfallebene
Die Transferflotte ist während der Auslieferungsphase in den Jahren 2023 und 2024 auf den Gleisen. Sie besteht aus 25 (bzw. ab 2024 sogar 26) Dieselfahrtriebzügen. Die Transferflotte ist abgesehen von ihrem Übergangseinsatz auch eine Art Backup, falls die neuen Züge „Kinderkrankheiten“ haben sollten.
Das Verfahren konnte ebenfalls im April 2020 beendet werden, den Zuschlag erhielt die DB Regio. Bei der Vergabe der Transferflotte beriet KCW die NAH.SH insbesondere bei der Marktanalyse verfügbarer Dieseltriebzüge, sie erstellte einen Marktvergleichspreis (Erwartungswert) und unterstützte bei Vertragswerken und in der Verfahrensorganisation.
.. und bald auch: einen Betreiber
Wer zukünftig die innovative Flotte auf den Netzen Nord und Ost betreibt, steht noch nicht fest. Das Vergabeverfahren soll im Mai 2020 beginnen, und auch hier berät KCW die NAH.SH.