Trans-Missions unterstützt die Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur umfangreich seit Ende 2018. Die französische KCW-Tochter half die ersten Verträge für den Schienenpersonenverkehr zu erstellen, die in Frankreich nach einer Ausschreibung vergeben wurden. Dazu gehörte auch ein letzter direkt vergebener Verkehrsvertrag mit der SNCF über die übrigen Lose, der aber auch die Öffnung des Schienennetzes für den Wettbewerb vorbereitet.
Die nun ausgeschriebenen Verkehre der beiden Lose umfassen einen hochwertigen Regionalverkehr Marseille-Nizza und eine neue S-Bahn für Nizza.
Los 1 „Intermétropoles“: schneller Regionalverkehr Marseille – Nizza
Dieser Vertrag umfasst die Anschaffung neuer Fahrzeuge – zum ersten Mal nicht durch die SNCF –, sowie die Planung und den Bau einer Instandhaltungswerkstatt, die von der Region finanziert wird. Ab 2025 wird der neue Betreiber einen Zug pro Stunde fahren, erstmals auf einer von den TGVs unabhängigen Trasse. Dies bedeutet eine Verdoppelung des Angebots gegenüber 2019. In Zugkilometern bedeutet dies ein Zuwachs von 1,25 Millionen auf 2,6 Millionen. Und all dies mit einem deutlich geringeren Zuschuss der Region.
Los 2 „Azur“: S-Bahn für Nizza
Der Vertrag umfasst die Übernahme der vorhandenen Fahrzeuge (31 Doppelstock- und acht Dieseltriebwagen) und die Planung und den Bau einer von der Region finanzierten Instandhaltungswerkstatt sowie eine Option für den Betrieb der Stationen durch den Konzessionär. Es ist ein durchgängiger Taktverkehr vorgesehen. Auf dem Abschnitt Cannes-Nizza-Menton sind die Züge zwischen 6 und 21 Uhr gar jede Viertelstunde unterwegs. Dazu kommt ein Halbstundentakt bis Grasse und Ventimiglia und ein ebenfalls verdichteter Verkehr bis Les Arcs und Breil – und dies auch an den Wochenenden. Damit erhöht sich das Angebot um 75 Prozent (von 2,7 auf 4,8 Mio. Zugkilometer) - bei einem gleichbleibenden Zuschuss der Region!
Mit einem Zug im Halbstundentakt bis Mitternacht und einem verlängerten Angebot am Samstagabend wird der Regionalverkehr zu einer echten S-Bahn für Nizza und die Côte d'Azur!
Ein wichtiger Schritt für die Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur
Gestartet wurden die beiden Verfahren im Februar 2019 mit der Vorabinformation. Ein Jahr später erfolgte der Teilnahmewettbewerb, im April 2020 dann der Versand der Ausschreibungsunterlagen, gefolgt von einem wettbewerblichen Dialog im September 2020. Nach einer umfangreichen Verhandlungsphase gaben die Bieter am 20. Juli 2021 die finalen Angebote ab. Am 29. Oktober 2021 stimmten die gewählten Vertreter der Region dem Zuschlag zu. Nun beginnt die Unterzeichnung der Verträge.
Damit geht eine intensive Arbeitsphase zu Ende. Trans-Missions und KCW sind stolz, an diesem bedeutsamen Entwicklungsschritt maßgeblich beteiligt gewesen zu sein.
Trans-Missions konnte als Tochtergesellschaft von KCW durchgängig auf das fachliche und strategische Knowhow von KCW aus 20 Jahren wettbewerblichen Ausschreibungen zurückgreifen.
Die strategische und technische Beratung der Region, die durch weitere Partner im Bereich Recht und Finanzen ergänzt wurde, ermöglichte es, allen Bewerbern einen fairen und attraktiven Zugang zum Markt zu garantieren, ein besseres Angebot für die Fahrgäste zu erreichen und somit diese erste wettbewerbliche Vergabe im SPNV in Frankreich erfolgreich abzuschließen.
Dies ist ein wichtiger Schritt für die Region Provence-Alpes-Côte-d‘Azur, die eine echte Alternative zum privaten Auto anbieten kann. Die Ergebnisse zeigen, dass der Wettbewerb auch in Frankreich ein Hebel ist, um eine deutliche Verbesserung des Angebots auch im Rahmen begrenzter finanzieller Möglichkeiten zu ermöglichen.
Strategisches und technisches Fachwissen im Dienste der Region
Als erstes erarbeitete das Berater-Team mit der Region die grundlegende Vergabestrategie. Dazu gehörte, die fünf Lose zeitlich zu staffeln. Sodann legten die Berater*innen gemeinsam mit der Region den Leistungsumfang der Konzessionen (wie z. B. den Betrieb der Bahnhöfe) fest. Schließlich wurden die Fahrpläne neu strukturiert und ein durchgängiger Taktfahrplan erarbeitet, der eine deutlich höhere Produktivität ermöglicht. Dies war die Voraussetzung, um das Angebot im Rahmen des vorhandenen Budgets erheblich ausweiten zu können. Ein weiterer zentraler Aspekt der Arbeit war die Sicherstellung gleicher Wettbewerbsbedingungen für alle Bewerber – eine besondere Herausforderung in einem neuen Markt – gleichwohl aber Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausschreibung. Wichtig war auch, eine bessere Qualität für die Fahrgäste zu erreichen – wobei auch der Infrastruktur- und der Bahnhofsbetreiber neu denken mussten.
Trans-Missions unterstützte den Aufgabenträger im gesamten Verfahren. Für die Ausarbeitung der Vergabeunterlagen entwickelte die Region mit der Unterstützung von Trans-Missions viele im französischen SPNV neuartige Elemente: ein verbindlicher Vertragsentwurf, ein anspruchsvolles Qualitätssteuerungssystem und ein Pflichtenheft als Rahmen für Vorschläge der Bewerber. Trans-Missions unterstützte ebenfalls bei der Analyse und Sammlung der für die Bieter erforderlichen Daten und Dokumente und leistete fachliche Unterstützung beim diesbezüglichen Verfahren bei der Regulierungsbehörde ART.